Anschlussfinanzierung

Nach Ablauf der Zinsbindung müssen Sie eine Anschlussfinanzierung machen. Erfahren Sie jetzt worauf Sie achten sollten.

Wichtige Themen

Wer sich möglichst frühzeitig günstige Zinsen sichern möchte, der greift auf ein Forward Darlehen zurück.

So funktioniert eine Anschlussfinanzierung

Nach einer Erstfinanzierung steht im Zuge einer Baufinanzierung oft als Prolongation oder neues Darlehen eine Anschlussfinanzierung auf den Plan. Meistens ist dies nach Ablauf der Zinsbindung der Fall, also nach 10, 15 oder 20 Jahren. In unserem Beitrag erfahren Sie unter anderem, worum es sich bei einer Anschlussfinanzierung handelt und wie diese abläuft. Zudem informieren wir Sie darüber, wie hoch die Zinsen für eine solche Finanzierung sind, wie Sie die Anschlussfinanzierung berechnen und welche Varianten es in der Praxis gibt.

Wann ist eine Anschlussfinanzierung sinnvoll?

Eine Anschlussfinanzierung ist immer dann sinnvoll bzw. sogar notwendig, wenn die Dauer der Sollzinsbindung geringer als die gesamte Laufzeit des Immobilienkredites ist. Nehmen wir an, dass Sie sich für eine Zinsbindung von 15 Jahren entschieden haben, der gesamte Darlehensbetrag von beispielsweise 300.000 Euro allerdings erst in 30 Jahren vollständig getilgt ist. Daraus wiederum resultiert, dass nach Ablauf der Zinsbindung mindestens noch eine Anschlussfinanzierung notwendig wird. Lediglich bei variabel verzinslichen Immobiliendarlehen oder bei sogenannten Volltilgerdarlehen, bei denen Zinsbindung und Gesamtlaufzeit identisch sind, muss anschließend keine Anschlussfinanzierung mehr vorgenommen werden.

Über eine vorzeitige Anschlussfinanzierung sollten Sie insbesondere nachdenken, wenn die Zinsen momentan besonders günstig sind oder / und von zukünftig steigenden Zinssätzen auszugehen ist. Dann lohnt sich eventuell eine sofortige Umschuldung in einen neuen Immobilienkredit oder zumindest die Aufnahme eines Forward Darlehens, mit dem Sie sich die Konditionen für die spätere Anschlussfinanzierung sichern.

Anschlussfinanzierung für Baufinanzierung berechnen

Die Berechnung der Anschlussfinanzierung für die Baufinanzierung ist deshalb recht einfach, weil diese im Grunde identisch mit der Berechnung der Erstfinanzierung ist. Der Unterschied zwischen Erst- und Anschlussfinanzierung besteht lediglich darin, dass die aktuelle Restschuld natürlich (deutlich) geringer als die ursprünglich aufgenommen Darlehenssumme im Zuge der Erstfinanzierung ist. Um die monatliche Kreditrate im Zuge der Anschlussfinanzierung zu berechnen, benötigen Sie also lediglich die abzulösende Restschuld, den von der Bank veranschlagten Zins und den gewünschten Tilgungssatz. Wie auf Basis unterschiedlicher Variablen die Berechnung der monatlichen Rate stattfinden kann, zeigt unserer folgenden Tabelle mit einigen Beispielen:

Beispiel 1Beispiel 2Beispiel 3
Restschuld150.000 €100.000 €75.000 €
Zinssatz1,2 %0,95 %1,45 %
Tilgungssatz4 %5 %6 %
Monatliche Rate650 €495,83 €465,62 €
Beispielrechnungen

Arten der Anschlussfinanzierung

Mit Anschlussfinanzierung ist jede Form von Baufinanzierung gemeint, die sich an eine Erstfinanzierung anschließt. Nicht immer beginnt die Anschlussfinanzierung nach Ablauf der vorherigen Zinsbindung, denn es gibt verschiedene Varianten. Dazu zählt in erster Linie die Prolongation, die Umschuldung sowie das Forward Darlehen.

Prolongation

Mit Prolongation (Verlängerung) ist eine Anschlussfinanzierung gemeint, im Zuge derer Sie bis zum Ablauf der Sollzinsbindung warten und dann bei der gleichen Bank den Baukredit bzw. die fällige Sollzinsbindung schlichtweg verlängern. Kennzeichend für eine Prolongation ist demzufolge, dass Sie auch die Anschlussfinanzierung bei Ihrer bisherigen Bank durchführen und nur die neuen Konditionen für das anschließende Immobiliendarlehen aushandeln. Der folgenden Tabelle können Sie zum einen die Vor- und Nachteile einer Prolongation entnehmen und zum anderen, für wen diese empfohlen wird.

Vorteile

  • Weniger Aufwand, da kein Bankwechsel
  • Keine Kosten Änderung Grundbuch
  • Oft keine erneute Bonitätsprüfung
  • Auf aktuelles Zinsniveau reagieren

Nachteile

  • Andere Angebote wären oft günstiger
  • Evtl. zu starke Bindung an Hausbank
  • Zinsrisiko zum Ablauf der Zinsbindung

Für wen geeignet

  • Hausbanktreue Kunden
  • Wenig Aufwand haben

Umschuldung

Die zweite Art der Anschlussfinanzierung ist eine Umschuldung. Davon wird gesprochen, wenn Sie den bisherigen Kredit entweder vor Ablauf der Zinsbindung ablösen oder zum Fälligkeitszeitpunkt durch ein neues Immobiliendarlehen bei einer anderen Bank tilgen. Demzufolge gibt es sowohl eine vorzeitige als auch eine planmäßige Umschuldung, die dann nach Ablauf des bisherigen Kredites ansteht. Welche Vor- und Nachteile die Umschuldung in beiden Fällen hat für und wen welche Variante empfehlenswert ist, entnehmen Sie bitte unserer nachfolgenden Tabelle.

Vorteile

  • Zinsersparnis durch vorzeitige Umschuldung
  • Günstige Angebote als bei Hausband

Nachteile

  • Größerer Aufwand durch Bankdwechsel
  • Mehrkosten Änderung Grundschuld
  • Vorfälligkeitsentschädigung
  • Bonitätsprüfung der neuen Bank

Für wen geeignet

  • Preissensible Kunden
  • Mehraufwand kein Problem

Forward Darlehen

Das Forward Darlehen ist ein besonderer Kredit, der ausschließlich im Zuge einer Anschlussfinanzierung gewählt werden kann. Das wesentliche Merkmal ist, dass Sie die Konditionen für das Darlehen mit der Bank bereits Monate oder sogar Jahre vor der planmäßigen Anschlussfinanzierung vereinbaren. Nehmen wir also an, dass Ihre Zinsbindung noch drei Jahre läuft, Sie sich aber dennoch die aktuell günstigen Zinsen für die spätere Anschlussfinanzierung sichern möchten. In dem Fall wäre das Forward Darlehen die ideale Lösung. Welche Vor- und Nachteile zu beachten sind, erfahren Sie in unserer folgenden Tabelle.

Vorteile

  • Zinssicherheit schon Jahre vorab
  • Günstige Zinsen im Vorfeld sichern
  • Kalkulationssicherheit

Nachteile

  • Zinsaufschlag
  • Bindung an „zu hohe“ Zinsen
  • Mehraufwand Grundbuch / Kosten

Für wen geeignet

  • Sehr sicherheitsorientiert
  • Zinssicherheit Hauptanliegen

Vor- und Nachteile auf einen Blick

Ob eine Anschlussfinanzierung eine gute Wahl ist, lässt sich häufig erst im Nachhinein feststellen. Allerdings entscheiden sich Kreditnehmer im Grunde schon bei der Erstfinanzierung dafür, ob später eine reguläre Anschlussfinanzierung notwendig wird oder nicht, nämlich durch die Wahl der Sollzinsbindung und deren Dauer. Aus dem Grund möchten wir in der folgenden Tabelle noch einmal die wichtigsten Vor- und Nachteile der Anschlussfinanzierung im Allgemeinen festhalten.

Vorteile

  • Oft moderatere Kreditrate als Volltilgerdarlehen
  • Höhere Flexibilität
  • Drei Varianten möglich
  • Umstrukturierung der Baufinanzierung möglich
  • Eventuelle Zinsersparnis gegenüber Volltilgerdarlehen

Nachteile

  • Zinsrisiko bei Ablauf Erstfinanzierung
  • Kosten bei vorzeitiger Umschuldung
  • Zinsaufschlag bei Forward-Darlehen
  • Zusatzkosten bei Bankwechsel
  • Evtl. auf Hochzinsniveau notwendig